Brief an Barbara: wie unsere Anteile verändern können

   
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Briefe an Barbara

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Ausbruch aus dem Nebel der Bewunderung

 

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Liebe Barbara,

Ich bin sehr erleichtert, dass ich auf Ihrer homepage  Briefe und Ihre Stellungnahme "Escape from the Fog of Admiration" zur Löschung Ihrer Texte in den Leserbrief- Antworten von A. Miller gefunden habe.


Irgendwann 2007 bin ich auf die Seite von A. Miller gestoßen und habe sehr ausgiebig die Leserbriefe und die Antworten von Frau Miller und Ihnen gelesen. Ich war ermutigt und froh, dass ich in meinem Denken und Fühlen bestätigt wurde, auch durch ihre Bücher.


Ihre Antworten Barbara haben mich immer besonders berührt, weil Sie noch wieder eine andere Sicht- und Ausdrucksweise hatten, dass habe ich deutlich gespürt und herausgelesen.  Ihre zusätzliche Meinung hat meine Zuversicht gestärkt, dass doch alles gut werden kann.


Umso entsetzter war ich, als plötzlich Ihre Texte verschwunden waren!? Ich konnte das überhaupt nicht verstehen, habe das Ganze für ein Versehen gehalten - wie in meiner Kindheit - und auf eine Erklärung von Frau Miller gewartet - wie in meiner Kindheit.

Der Text "Ich bin kein Guru" war dann auch noch weg und inzwischen gibt es auch keine Hinweise mehr auf ourchildhood-Foren.


Ich finde das ungeheuerlich, es tut mir immer noch sehr weh und erinnert mich an das willkürliche Verhalten meiner Mutter. Es wirkte enorm triggernd und hat mich stark verunsichert.  Wenn ich hier nicht schon Stellungnahmen gelesen hätte, würde ich mich gar nicht trauen, hier meine Wut auszudrücken. Niemand auf der Welt hatte und hat das Recht, Ihre tröstenden Antworten zu löschen und den LeserInnen wegzunehmen oder vorzuenthalten.

ICH FINDE DAS NICHT ZU ÜBERBIETEND ANMAßEND UND BOSHAFT!!


Wie weh muss es Ihnen getan haben und wie entsetzt waren Sie...  Oder war es Ihr Wunsch? Dann ist es für mich OK. Aber warum dann keine Klarstellung von A. Miller?


Gibt es eine deutsche Übersetzung von "Escape from the Fog of Admiration"? Dieser Artikel ist sehr wichtig für mich, weil ich Sie verstehen möchte. Leider ist mein Englisch gar nicht so gut und eine Übersetzung ins Deutsche wäre wundervoll.  Ich kann mir vorstellen,  dass es vielen Lesern Ihrer homepage ebenso geht wie mir.


Bei dieser Gelegenheit sage ich DANKE für die offene Darstellung Ihrer Lebensgeschichte und die anderen Artikel und veröffentlichten Leserbriefe!


Herzliche Grüße,

Jo

 

Liebe Jo,
Herzlichen Dank für Ihre Gedanken und Unterstützung. Ich bin froh, daß Ihnen meine Antworten auf Leserbriefe auf Alice Millers Website etwas gegeben und Sie berührt haben. Nein, es war nicht mein Wunsch, daß sie entfernt wurden, doch ich wurde, ebenso wie Alice Millers Leser, gar nicht gefragt. Alice Miller hat sich therapeutisch nicht befreien können, das muß ich leider inzwischen einsehen. In meiner therapeutischen Auffassung blieb sie in destruktiven Unterpersönlichkeiten oder "Teilen" ihrer Psyche gefangen, die durch dissoziierte, traumatische Kindheitserfahrungen entstanden sind.
Seit Alice Millers boshaftem öffentlichem Angriff auf mich auf ihrer Website habe ich einen therapeutisch faszinierenden Weg zurückgelegt, der mir neue persönliche Freiheit und wichtige therapeutische Erkenntnisse geschenkt hat. Zum Glück konnte ich wieder mit meinem Therapeuten Richard Schwartz arbeiten, und das hat mich enorm weiter gebracht. Ende Oktober war ich bei der IFS Konferenz in Chicago. Das war eine wegweisende und inspirierende Erfahrung. Ich habe so viel gelernt und vor allem noch klarer verstanden, wie man besser, effektiver und weniger grausam Therapie machen kann, als immer wieder von den alten Nöten, Schmerzen, Ängsten und Gefühlen überwältigt und so retraumatisiert zu werden.
Den Artikel "Ausweg aus dem Nebel der Bewunderung" habe ich angefangen zu übersetzen. Ihr Interesse animiert mich. Vielleicht kann ich es Stück um Stück weiter machen.
Mit Dank und herzlichen Grüßen,
Barbara


Liebe Barbara,


nun  muß ich schon wieder schreiben, weil mich so viel bewegt, und diesmal ganz anders als sonst.
Als ich mein "A.M.-statement" fertig hatte, war mir schon sehr mulmig zumute. Ich habe gemerkt, daß ich ein verinnerlichtes Verbot überschritten habe und Angst habe, zwischen die Stühle zu geraten. Aber ich kann beruhigt sein, ich werde nicht der Streitpunkt zwischen Frau Miller und Ihnen sein. ;-)


Und dann bin ich so zuversichtlich, weil: als ich A.M's. Bücher gelesen hatte, war ich seeehr erleichtert, ich hatte mit einem Schlag viel verstanden, es war, als ob sich alle Puzzleteile und Fragen, die in meiner Gesprächstherapie umschifft wurden zusammenfügten und beantwortet wurden. Ich hatte verstanden.


Dann hatte ich eine lange Phase, und die dauert immer noch, des Zweifels, dass an Millers Erkenntnis irgenwas nicht so ganz stimmt. Die Ursache habe ich immer in meinem "Falsch-Denken" gesucht. Es reicht nicht, auf die Eltern wütend zu sein, da war bei mir ein großer Zweifel, weil immer die Frage auftauchte " und was ist mit den verinnerlichten Anteilen??" Wenn ich das so verstehe, dass ich mich von den äußeren Eltern trenne, egal ob sie noch leben oder nicht, bleibt immer noch das, was ich angenommen habe. Wenn ich das ignoriere, arbeite ich wieder an meiner Zerstörung. Das ist meine Ebene.


Und nun Ihre gestrige E-mail! Wie sehr ich mich freue, und bestätigt fühle.  Ich glaube, es gibt doch etwas, was in mir erkennt.


Das mußte einfach raus.


Herzliche Grüße,

Jo

 

 

Liebe Jo,
Sie sind aus meiner persönlichen Erfahrung ganz und gar bestätigt mit Ihren wichtigen Erkenntnissen, die -- wie wir als Kinder leider glauben mußten -- eben nichts mit Ihrem angeblichen "Falsch-Sein" zu tun haben, sondern auf Ihren eigenen wachen, klaren und klugen Einsichten beruhen. Ich sehe es ganz genau so wie Sie: Wenn wir uns von den äußeren Eltern trennen, egal ob sie noch leben oder nicht, dann BLEIBT immer noch das, was wir angenommen habe. Wenn wir das ignorieren, arbeiten wir wieder nicht nur an unserer eigenen Zerstörung, sondern leider auch an der von anderen Menschen und von wichtigen, guten (Liebes) Beziehungen.
Ich bin froh und es ist mutig und toll, daß Sie Ihr A.M. Statement an mich geschrieben und abgeschickt haben. Und es ist richtig spannend, daß Sie dann zuversichtlich waren, weil Sie gemerkt haben, GEMERKT haben (du sollst nicht merken...), daß, trotz A.M.s wichtiger Erkenntnisse, ETWAS FEHLT an ihrer Sicht der Therapie. Auch mir wird das, gerade durch meine therapeutische Arbeit mit Klienten, und durch Fortschritte in meiner eigenen Therapie, immer klarer.
Ja, was IST mit den "verinnerlichten Anteilen"? Mit ALLEN Teilen (Parts) aus der Kindheit, die durch Trauma entstanden sind und abgespalten, dissoziiert, werden mußten? Es sind ja nicht nur die Schmerzen und die Wut, sondern auch das Bravsein, die Aggression, das Herrschen-Wollen, der Narzißmus, das (selbst) destruktive Ausagieren, und vieles andere mehr, was wir verinnerlicht haben und in der Therapie anschauen und verändern wollen und müssen. Ich habe schmerzlichst erlitten, wie tief Menschen verletzen können, die sich in ihrer Therapie NICHT ihrer ausagierenden An-Teile bewußt werden, und nicht an ihrer Selbstführung arbeiten.
Auf der IFS Konferenz wurde mir deutlich bewußt, wie diese Form der Therapie, auf eine sanftere, menschlichere und viel effektivere Weise, Trauma, und die daraus entstehenden, verinnerlichten Nöte und dissoziierten Teile, heilt und verändert. Wenn wir diese An-Teile (oder Parts) als Unterpersönlichkeiten begreifen und behandeln, und emphatisch, aufgeschlossen und interessiert mit ihnen kommunizieren, dann geschehen erstaunliche Dinge.
Diese Konferenz hat mir erschütternd vor Augen geführt, wie uns Alice Millers Überzeugungen, genauso wie die von Arthur Janovs und der Primärtherapie, in therapeutische Sackgassen führen, wo wir uns NICHT befreien, nicht in Selbstführung wachsen können, sondern statt dessen sogar durch eine Therapie erneut traumatisiert werden können. Die IFS Konferenz hat mich inspiriert, weiter über die IFS Therapie zu lernen, sie noch bewußter zu praktizieren und mit der Zeit diese Form der Therapie in Mexiko, wo ich lebe, anderen weitervermitteln zu können.
Herzliche Grüße von
Barbara