Screams from Childhood

book on child abuse

therapeutic books

 
Home
"Spiritualität" zementiert die Blindheit der Kindheit
Begegnung mit meinem Selbsthass
Begegnung mit einer Mauer des Schweigens
Liebesbrief an meinen Ärger
Die Falle der Vergebung
Der Schwindel vom "false memory syndrome"
1. Kapitel
Suche auf dieser Website
 
english articles
articulos español
   


 

Kommentar einer Leserin zu

"Spiritualität zementiert die Blindheit der Kindheit"

 

Liebe Barbara Rogers,

auf Ihren neuen Artikel "Spiritualität zementiert die Blindheit und die Illusionen der Kindheit" bin ich auf der Seite von Alice Miller gestossen. Ich muss Ihnen unbedingt meine Gefühle und Gedanken dazu spontan mitteilen.

Zuerst einmal "Danke" dass Sie diese Dinge aussprechen und öffentlich machen. Vor allem Ihre Ausführungen über die AA waren wie eine Befreiung für mich. Vor über 20 Jahren habe ich während meines Studiums ein Praktikum in einer psychosomatischen Klinik gemacht. Diese arbeitete auf der Basis der 12 Schritte. Es war für mich die Hölle, obwohl ich nur als Praktikantin dort war. Schon am Eingang wurden alle Gäste begrüsst mit dem Satz:"Hier bekommst Du nicht was Du willst, sondern was Du brauchst." Alles in mir rebellierte! Aber die Klinik wurde mir von Mitstudenten und Freunden wärmstens empfohlen. Hier ist es ganz toll. Ich bin ein sehr unterdrücktes Kind, das immer schon - gebremst - rebelliert hat. Damit meine ich, dass ich rebelliert habe und mich empört habe, aber immer mit einem schlechten Gewissen. Auf der einen Seite fühlte ich, die Berechtigung und dass mein Empfinden richtig ist. Dann kamen die Reaktionen von aussen. Ich sei zu extrem, aufsässig, verstehe das alles nicht richtig, vermutlich stimme mit mir etwas nicht. Und so kommen mir dann Zweifel an meiner Wut und Empörung. Und Wut und Empörung habe ich in den 4 Wochen ständig empfunden. Ich habe dann versucht mich durchzumogeln - Mund halten und mich auf möglichst wenig einlassen.
Mir war es zutiefst zuwider, wie man dort mit den Patienten umging. Wenn sie nicht "brav" waren, sich so verhielten und äusserten, wie es dort von den Therapeuten erwartet wurde, wurden Sie öffentlich heruntergeputz. Der Zwang sich vorzustellen mit "Ich heisse... und ich bin Alkoholiker, oder ich bin Kotz- und Fresssüchtig" finde ich zutiefst menschenverachtend. Ich habe das täglich in allen möglichen Gruppenzusammenkünften und Therapien gehört und es hat mich angekotzt. Erwachsene Menschen wurden gezwungen, ihre Autoschlüssel abzugeben, Kontaktsperren verordnet, Lesen und Stricken verboten. Männer mit Bart hat man zur Totalrasur in den ersten Tagen gezwungen. Bei all dem habe ich mich gräßlich gefühlt, dachte eigentlich stimmt mit mir etwas nicht, aber das sollte keiner wissen. Ich wollte nicht dass mir eine ähnliche Behandlung zuteil wurden. Wir Praktikanten wurden nämlich zur Selbsterfahrung angeleitet.

Ich könnte noch viele solcher Beispiele schildern. Als ich jetzt in Ihrem Artikel den Abschnitt über die AA las, war das eine echte Befreiung für mich. Zum ersten Mal erfahre ich, dass ein Mensch diese Dinge so ähnlich sieht und empfindet wie ich. Beim Lesen Ihres Artikel wurde mir bewusst, dass mit meinen Empfindungen alles in Ordnung war. Nur meine Angst davor, dagegen zu protestieren, zu sagen, was ich denke und das Praktikum abzubrechen und abzureisen, das war nicht in Ordnung. Ich hatte wirklich große Angst vor Strafe und abgekanzelt zu werden. Jetzt sehe ich, dass ich das Recht dazu hatte. Und darüber bin ich sehr erleichtert.

Viele dankbare Grüße an Sie in die USA, Ihre U. W.

zurück zu "screams from childhood"